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Erzbischof Dr. Thissen meditiert die Abschiedsbriefe – Folge 3

Kaplan Prasseks Hungerkassiber

Aus dem Gefängnis schreibt Kaplan Johannes Prassek im Dezember 1942 an Josefine Gunkel den sogenannten Hungerkassiber. Der vollständige Text des kleinen Zettels ist hier zu lesen. Erzbischof Dr. Werner Thissen meditiert den Text.

„Weißt Du, was Hunger ist? Wenn der Magen knurrt und man hat dieses unangenehme „Hunger“gefühl, das ist noch kein Hunger! Aber: Wenn es Dir aus dem Halse herausstinkt vor Leere und vor verdorbenen Speiseresten etc. in der Speiseröhre oder wer weiß wo, [...] wenn das Zahnfleisch sich löst und schon bei einer leichten Berührung mit der saugenden Zunge das Blut herausquillt [...]. Das abgegessene Gehäuse eines Apfels, wenn auch schon etwas faulig, wird trotzdem nicht verschmäht, wegen eines Stückchens Brot könnte ich jemanden umbringen. Furchtbar ist dazu die schreckliche Unzufriedenheit mit sich selber, den Mitmenschen und schließlich auch mit Gott. Es ist einfach physisch unmöglich, anders zu sein als unzufrieden. – Das ist Hunger, und das ist hier seit Monaten mein Begleiter gewesen.“

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