Erzbischof Thissen über Seligsprechungen
Pressekonferenz 22. Oktober 2010
Erzbischof Dr. Werner Thissen: „Wenn man mit heutigen Begriffen sagen soll, was Seligsprechung ist, dann heißt das: Diejenigen, die seliggesprochen werden, sind offiziell kirchlich als Vorbilder anerkannt. Und das kann man ja nun von den Lübecker Märtyrern in jedem Fall sagen, dass sie Vorbilder waren in der Weise, dass sie nicht nach den Parolen Hitlers, nach der gängigen Tagesmeinung gehandelt haben, sondern eben nach dem Gewissen und nach dem Evangelium.
Für mich ist faszinierend, dass in einer Zeit, wo alles Hitler zujubelt, und alles sagt: ‚Hitler ist der, dem man folgen muss‘, dass da sie Lübecker Märtyrer gesagt haben: ‚Nein, wir folgen nicht Hitler, wir folgen dem Evangelium, wir folgen unserem Gewissen‘. Und das hatte dann ja konkrete Auswirkungen, etwa dass sie in den Gruppenstunden mit Jugendlichen die sehr hellhörig gemacht haben, kritisch gemacht haben gegenüber den Parolen des Nationalsozialismus; und dass sie konkret den polnischen Fremdarbeitern – hieß das damals – dass sie gesagt haben: ‚Das sind doch genauso Menschen wie wir, denen müssen wir genauso helfen wie anderen auch‘, was ja auch gegen die herrschende Meinung war.“