Buchvorstellung „Geführte Wege“
RSH 3. Oktober 2010
Sie hören die Kirchensendung bei RSH mit Marco Chwalek, und in dieser Woche wurde das neue Buch über die Lübecker Märtyrer vorgestellt. Das waren ja die drei katholischen Kapläne und ein evangelischer Pastor, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis ermordet wurden. Ja, und am Dienstagabend, da war die Buchhandlung Weiland in Lübeck proppevoll, so viele waren gekommen.
O-Ton Frau: „Ja, die vier Lübecker Märtyrer, das ist einfach das Ereignis für Lübeck, finde ich.“
O-Ton Jugendlicher: „Ja, in Religion haben wir das Thema demnächst, und da haben wir uns bereit erklärt, ein Referat zu halten, und da haben wir uns gedacht: Informieren wir uns schon mal hier.“
O-Ton Frau: „Es interessiert mich einfach, ich finde das stark, und dass Herr Voswinckel das alles ausgegraben hat und herausgefunden hat, das finde ich einfach toll.“
Ja, sieben Jahre lang hat sich der Historiker Professor Peter Voswinckel durch unzählige Aktenberge gewühlt, Archive besucht und mit Leuten gesprochen, um mehr über die Lübecker Märtyrer rauszufinden. Alle vier haben sich während der Nazizeit in Lübeck für polnische Fremdarbeiter eingesetzt, sie haben Predigten gegen Euthanasie verteilt und die Kriegsverbrechen der Nazis angeprangert. Dafür wurden sie verurteilt. Und erst durch seine Recherchen hat Peter Voswinckel herausgefunden, wie sehr doch die Märtyrer den Nazis ein Dorn im Auge waren.
O-Ton Voswinckel: „Danach sah ich, wieviel hochstehende Persönlichkeiten eben – Staatsanwälte, der Oberreichsanwalt mit seinem ganzen Apparat, Reichsjustizminister bis hin zu Hitler – sich mit diesem Fall befasst haben. Im Anfang meiner Forschungen hatte ich geglaubt, das Ganze wäre mehr oder weniger ein Lokalereignis und hatte eigentlich nicht viel außerhalb von Lübeck in Bewegung gesetzt. Wenn sie jetzt die Fülle der Dokumente sehen, dann ist das schon eindrucksvoll, welchen Stellenwert dieses Verfahren hatte.“
Heute, am 3. Oktober, feiern wir 20 Jahre Deutsche Einheit, und ohne diese Einheit wäre so manche Akte über die Lübecker Märtyrer nie ans Tageslicht gekommen.
O-Ton Voswinckel: „Es ist nun mal ein Tatbestand, dass ohne die Wiedervereinigung wir wahrscheinlich diese Akten auf lange Zeit nie mehr wiedergesehen hätten, das ist ein kleiner Nebenbefund sozusagender Wiedervereinigung, ohne Weiteres.“
Am 10. November 1943 wurden die vier Märtyrer in Hamburg hingerichtet. Bis zu ihrem Tod haben alle vier fest daran geglaubt, dass Gott immer für ihre Wege verantwortlich war. Dewegen hat sich Professor Peter Voswinckel auch für den Buchtitel „Geführte Wege“ entschieden.
O-Ton Voswinckel: „Schon die Frage, wie sind die vier nach Lübeck gekommen – es kam ja keiner gebürtig aus Lübeck – sie kamen ja aus sehr gegensätzlichen Regionen, und auch auf der biografischen Ebene, wenn man sich den Bildungsweg ansieht, die Kinderstube sozusagen, immer waren Menschen da, die ihnen an die Seite gestellt wurden im richtigen Moment, da sehe ich eine Führung drin. Natürlich eine Führung Gottes.“
Ja, und diese „Geführten Wege“ von Peter Voswinckel sind als Buch erschienen, im Verlag Butzon und Bercker, 240 Seiten hat das gute Stück und kostet 24,90 Euro.