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Der Seligsprechungsprozess ist abgeschlossen

NDR 19. September 2010

O-Ton Erzbischof Thissen: „Diejenigen die seliggesprochen werden, sind offiziell kirchlich als Vorbilder anerkannt, und das kann man ja nun von den Lübecker Märtyrern in jeden Fall sagen, dass sie Vorbilder waren in der Weise, dass sie nicht nach den Parolen Hitlers, nach der gängigen Tagesmeinung gehandelt haben, sondern eben nach ihrem Gewissen und nach dem Evangelium.“

Sie heißen die Lübecker Märtyrer, aber geboren sind sie in Neumünster, in Leer in Ostfriesland und in Hamburg. Deswegen wird die Seligsprechung ein Ereignis weit über die Stadtgrenzen Lübecks hinaus. Aber natürlich ist die Freude in Lübeck besonders groß.

O-Ton Frau: „Das finde ich sehr schön. Ich freue mich sehr auf die Seligsprechung und ich freue mich, dass der Prozess jetzt abgeschlossen ist.“

O-Ton Kind: „Ja, also, ich finds gut dass die seliggesprochen werden, und es eine gewisse Ehrung für die wird.“

O-Ton Frau: „Ja ich find das einfach super und es wurde auch wirklich Zeit, denn ich meine, die haben im Grunde genommen ihr Leben gelassen für eine absolut gute Sache, und das ist schon toll, dass das so jetzt passiert.“

O-Ton Mann: „Aber ich bin mal gespannt wie das gemacht wird. Der vierte ist ja Protestant. Hoffentlich vergessen sie den nicht zu erwähnen.“

Nein, keine Angst! Pastor Karl Friedrich Stellbrink heißt der vierte Märtyrer, mit dem die drei katholischen Priester zusammengearbeitet haben. Dewegen wird die Seligsprechung auch ein ökumenisches Ereignis, obwohl die evangelische Kirche keine Seligsprechung kennt. Alle Vorbereitungen laufen ökumenisch, und das schätzt auch die Lübecker Pastorin Constanze Maase.

O-Ton Pastorin Constanze Maase (Lutherkirche Lübeck): „Ja, wir sind ja hier in Lübeck über lange lange Jahre sehr verbunden in der Ökumene und nehmen natürlich Anteil an der Seligsprechung der drei katholischen Kapläne. Wir freuen uns für die katholische Kirche hier in Lübeck vor Ort, auch wenn es natürlich für uns als evangelische Kirche kein Feiertag in dem Sinne ist, dass wir es theologisch so mitgehen. Für uns ist der Aspekt in diesem Zusamenhang besonders wichtig, daß wir auch in Zukunft die vier Lübecker Märtyrer gemeinsam bedenken werden und ökumenisch auch einen guten Weg finden.“

2004 wurde die Seligsprechung in Angriff genommen. Sechs Jahre später hat der Papst unterschrieben. Schon sechs Jahre später. Für eine Seligsprechung ist das nämlich sehr sehr schnell. Erzbischof Thissen hat dafür eine Erklärung.

O-Ton Erzbischof Thissen: „Ich vermute, dass der Papst aus seiner eigenen Erfahrungen Kirche im Nationalsozialismus, das ihm das ein wichtiges Anliegen war, das es jetzt auch bestätigt wird mit der Seligsprechung.“

Genau wie Papst Benedikt noch persönliche Erinnerungen an die Nazizeit hat, so gibt es auch einige Menschen, die sich persönlich an die Lübecker Märtyrer erinnern können. Trotzdem: Die Zeit des Nationalsozialismus ist schon lange her, und in Deutschland droht auch keine neue Diktatur. Was können wir trotzdem von den Lübecker Märtyern und ihrem Widerstand gegen die Nazis lernen?

O-Ton Erzbischof Thissen: „Kritisch sein gegenüber dem Zeitgeist und die Parolen, die ausgegeben werden. Ich denke etwa an die Frage des Lebensrechtes zu Beginn des menschlichen Lebens und auch am Ende. Da stehen wir ja auch vor riesigen Fragen. Das sind ganz andere Fragen als damals, aber die Parallele ist, das damals wie heute das kritische Gewissen notwendig ist, um nicht in Zeitgeistfallen hineinzugeraten.“

Die Seligsprechung wird natürlich ein Riesen-Fest, bis sie dann endlich stattfindet, wird es aber wahrscheinlich Sommer 2011 werden.

 

Info


Sprecherin: Beate Bäumer
Sender: NDR 2
Sendedatum: Sonntag, 19. September 2010

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Seligsprechungsprozess abgeschlossen