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Klaus Böllert: Ein Jahr Seligsprechung

Moment Mal am 24. Juni 2012

Für die Sendung „Moment Mal“ produzierte Klaus Böllert vom Katholischen Rundfunkreferat in Hamburg, Kirchenredakteur für den NDR, einen Beitrag über den ersten Jahrestag der Seligsprechung.

Manuskript 

Morgen genau vor einem Jahr war ein herrlich sonniger Tag in Lübeck. Zwei Kardinäle aus Rom waren da, katholische und auch evangelische Bischöfe. Es wurde ein Ereignis gefeiert, das es so weit im Norden noch nie gab: eine Seligsprechung.

Selig gesprochen wurden drei katholische Kapläne, die während der Nazi-Zeit in Lübeck standhaft geblieben waren. Sie haben sich zum Beispiel für Behinderte und polnische Zwangsarbeiter eingesetzt und dies mit ihrem Leben bezahlt. Als selig gesprochene dürfen sie seit einem Jahr offiziell im Gottesdienst um ihr Gebet gebeten werden. Erzbischof Thissen wartete damit keine Minute.

Ihr seligen Lübecker Märtyrer – bittet für uns.

Zusammen mit den drei katholischen Kaplänen wurde ein evangelischer Pastor hingerichtet. Aus den gleichen Gründen. Auch an ihn wurde ehrenvoll gedacht – während der Seligsprechung, die die evangelische Kirche ja gar nicht kennt.

Das hat es auf der ganzen Welt noch nie gegeben, dass sich eine reformatorische Kirche liturgisch an einer katholischen Seligsprechung beteiligt, das war schon ein ganz bedeutender Markstein.

Sagt Martin Thoemmes. Sein Buch „Sag niemals drei, sag immer vier“ ist gerade jetzt erschienen. Er beschreibt darin in einem ersten Teil, wie die Märtyrer in den Jahrzehnten von ihrer Hinrichtung am 10. November 1943 an bis heute verehrt wurden.

Ich war selber überrascht, dass eine Zeitzeugin sagte, das Gedenken an die Märtyrer habe nach ihrer Erinnerung schon am Abend des 10. November angefangen, denn sie hörte von ihrem Vater: „Jetzt beten wir für die Kapläne“.

Natürlich wandelte sich das Gedenken. Mal wurden die vier vor allem für ihren Mut verehrt, mal besonders für ihren Einsatz für Behinderte. Aber immer war klar: Diese Geistlichen sind für ihren Glauben in den Tod gegangen.

Seitdem ich mich erinnern kann, seit meiner Kindheit sprach man bei uns nur von den Märtyrern.

In einem zweiten Teil präsentiert das Buch von Martin Thoemmes Originaldokumente. Im Wortlaut kann man da spüren, wie sich die Verehrung, aber auch einfach so die Frömmigkeit wandelte.

Zum Beispiel haben wir da Predigten drin noch aus der Nachkriegszeit. Ich wollte auch, dass man mal sieht, wie man damals gepredigt hat, natürlich pathetischer. Wir haben es so gemacht, dass wir aus allen Abschnitten des Gedenkens Proben haben von Predigten, aber auch Vorträge.

Eigentlich müsste der letzte Satz des Buches heißen: Fortsetzung folgt. Denn die Verehrung der vier Lübecker Märtyrer soll ja eben nicht enden.

Da wird auch die Seligsprechung helfen. Ich hoffe, ein ganz klein wenig auch mein Buch.

Und, ganz aktuell, auch eine Stiftung, die Erzbischof Thissen in Kürze ins Leben rufen wird.

 

Info


Sprecher: Klaus Böllert
Sender: NDR 2
Datum: 24. Juni 2012

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Moment Mal 24. Juni 2012