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Theresia Kraienhorst: Ökumenisches Zeugnis

Feiertag auf DLR Kultur am 7. November 2010

„Aus Hass auf den Glauben“ wurden sie am 10. November 1943 in Hamburg enthauptet – deshalb hat Papst Benedikt XVI. am 1. Juli 2010 drei katholische Priester aus Lübeck als Märtyrer anerkannt: Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller; mit ihnen zusammen starb der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Die vier Männer haben von der Kanzel und in Flugschriften gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten protestiert. Diesen Mut haben sie mit ihrem Leben bezahlt – „ihr Blut floss ineinander“, heißt es im Augenzeugenbericht ihrer Hinrichtung. Deshalb werden sie die Lübecker Märtyrer genannt. Und als solche dürfen sie dann künftig auch verehrt werden: Im Juni 2011 findet in Lübeck die Seligsprechung statt - und das ganz sicher in guter ökumenischer Verbundenheit.

In der Krypta der Propsteikirche in Lübeck befindet sich das folgende „Martyrologium“. Es ist 1958 entstanden und wird jedes Jahr am 10. November vor dem Gedenkgottesdienst verlesen.

Im Jahre des Heils 1943,
im elften Jahr, da der Verführer Gewalt über Deutschland hatte,
im fünften Jahr des unseligen Krieges,
am 10. November mussten die Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange
und Eduard Müller ihr Leben hingeben unter dem Fallbeil;
zu gleicher Stunde mit ihnen der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink,
da er wie sie keinem anderen nachzufolgen gewillt war als Christus.
Sie haben mitten unter uns gelebt,
Sie liebten die Herrlichkeit der Schöpfung – das Licht der Wahrheit.
Sie liebten die alten Kirchen unserer Stadt.
Sie liebten über alles die Menschen, die ihnen anvertraut waren.
Sie liebten das Leben in seiner Fülle.

Denn sie waren Freunde Gottes.
Als Lübecks Türme, Zeugen vergangener Frömmigkeit, zusammengebrochen waren, gefiel es Gott, sich neue Türme zu bauen, Zeichen lebendigen Glaubens, und vor vielen wählte er jene aus, die wir hier ehren, denn sie waren seine Freunde.

So lebten sie unter uns,
Sakramente spendend auch gegen das Verbot der Mächtigen. Sie hörten die Beichten jener, die der Heimat beraubt und entrechtet unter uns lebten. Sie reichten ihnen den Leib des Herrn und segneten ihre Ehen.

So gingen sie vor uns her:
Freude ausströmend über dürre und verzweifelte Seelen, weil sie ihr Vertrauen auf Gott gestellt hatten. – Nun sind sie uns die ewigen unzerstörbaren Türme geworden in unserer Stadt Lübeck, an denen wir emporblicken, unter deren Zeichen wir Lob- und Bittopfer feiern, unter deren Schutz wir fliehen, wenn Übermächtiges uns bedrängt.

Musik: G.B. Pergolesi, Quando corpus morietur

Wer waren diese vier Männer? Wie haben sie gelebt, was haben sie verkündet?

Da ist zunächst Johannes Prassek. Er wird 1911 in Hamburg-Barmbek geboren. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie: Sein Vater Johannes ist von Beruf Maurer, seine Mutter Marie arbeitet als Haushaltshilfe.

Von Johannes Prassek wird berichtet, dass er die Menschen mit seiner Natürlichkeit, Offenheit und vertrauensvoller Hinwendung angezogen hat. Als Prediger scheut Prassek keine Kritik an der NS-Ideologie, trotz Warnungen von Gemeindemitgliedern und Freunden. Kardinal von Galens Portrait steht auf seinem Schreibtisch.

Im August 1941 hatte der damalige Bischof von Münster in drei mutigen Predigten unter anderem die Willkürherrschaft der Gestapo und vor allem die Krankenmorde durch die sogenannten Euthanasieaktionen angeprangert. Diese drei Predigten verbreiteten sich rasend schnell, wurden abgeschrieben, vervielfältigt und weitergegeben. Es muss für viele Christen wie eine Befreiung gewesen sein: Endlich hatte ein deutscher Bischof öffentlich die Wahrheit über das Unrecht im Nazi-Staat gesagt.

In Pastor Stellbrink findet der Kaplan einen Mitstreiter: Beide tauschen Flugblätter und Informationen aus, auch über „Feindsender“. Neben der offenen Kritik am Regime gerät der Priester auch durch seine Fürsorge für polnische Zwangsarbeiter in Lübeck ins Visier der Nationalsozialisten. Damals leben ca. 15.000 fremdländische Arbeiter und Arbeiterinnen in Lübeck, überwiegend 15- bis 25jährige Mädchen und Frauen aus Polen. Um ihnen ein guter Seelsorger zu sein, frischt der Kaplan seine Polnischkenntnisse auf, führt Beichtgespräche bei heimlichen Treffen, tauft die Kinder, die in den Lagern geboren werden.

Prassek wird von einem Spitzel verraten; dieser hatte sich als Konvertit ausgegeben, aber er gibt alle kritischen Äußerungen Prasseks direkt an die Gestapo weiter. Am 18. Mai 1942 wird der Priester von der Gestapo verhaftet. Während seiner einjährigen Untersuchungshaft versucht man ihn „mürbe“ zu machen; aber der Geistliche streitet keine seiner regimekritischen Äußerungen ab. „Wer sterben kann, wer will den zwingen?“, schreibt Johannes Prassek auf die erste Seite seines Neuen Testaments kurz vor seiner Hinrichtung.

Kaplan Johannes Prassek an seine Familie:

Hamburg, dem 10. XI. 1943
Ihr Lieben! Heute Abend ist es nun so weit, dass ich sterben darf. Ich freue mich so, ich kann es Euch nicht sagen, wie sehr. Gott ist so gut, dass er mich noch einige schöne Jahre als Priester hat arbeiten lassen. Und dieses Ende, so mit vollem Bewusstsein und in ruhiger Vorbereitung darauf sterben zu dürfen, ist das Schönste von allem. Worum ich Euch um alles in der Welt bitte, ist dieses: Seid nicht traurig! Was mich erwartet, ist Freude und Glück, gegen das alles Glück hier auf der Erde nichts gilt. Darum dürft auch Ihr Euch freuen. Für Euch ist mein Tod kein Verlust, ich hätte in meinem Amte als Priester Euch doch kaum mehr dienen können. Was ich für Euch habe tun können, dass ich täglich für Euch gebetet habe, werde ich jetzt noch viel mehr tun können. (...)

Darf ich Euch bitten, mir zu verzeihen, wenn ich Euch bisweilen weh (...) getan habe? Es war nicht böse gemeint. Und Dank für alle Sorge und Mühe, die Ihr in meinem Leben Euch um mich gemacht habt. Vom Himmel aus will ich versuchen, Euch alles wieder gut zu machen. Wie es wohl sein wird? Lebt wohl. Ich grüße Euch noch einmal in herzlicher Liebe und Dankbarkeit.
Euer Hans

Musik: J. G. Rheinberger, Klage, opus 156

Zweiter Kaplan in der Propstei Herz Jesu in Lübeck ist Hermann Lange. Er wird 1912 in Ostfriesland geboren; seine Eltern Christian und Eleonore Lange leben in Leer, sein Vater ist dort Oberlehrer für Seefahrt. 1939, ein Jahr nach seiner Priesterweihe, kommt Hermann Lange nach Lübeck. Er gilt als Intellektueller und sehr belesener Theologe, er registriert die Umtriebe der Nazis von Beginn an mit Abscheu. Im kleinen Kreis prangert er die Kriegsverbrechen der Deutschen an. Er macht keinen Hehl aus seiner Auffassung, ein Christ dürfte eigentlich gar nicht auf deutscher Seite am Krieg teilnehmen. Am 15. Juni 1942 wird Lange verhaftet. Im Prozess bekennt er sich zu seinen Aktivitäten. Am Tag der Hinrichtung schreibt der Geistliche einen Brief an seine Eltern: „Heute ist die große Heimkehr ins Vaterhaus, und da sollte ich nicht froh und voller Spannung sein?“

Vikar Hermann Lange an den Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning,
geschrieben am Tag der Hinrichtung:

Hamburg, den 10.11.1943

Ehrwürdige Exzellenz, mein lieber Vater!
Ich glaube wohl in diesen feierlichen Stunden, da ich an der Schwelle des Todes stehe, Sie mit dieser innigen Begrüßung anreden zu dürfen. Kommt mir doch gerade jetzt das schöne Verhältnis des Bischofs zu seinen Priestern zu Bewusstsein. (...)
Meine Gedanken gehen in diesen letzten Lebensstunden, die mir noch geschenkt werden, zurück in jene schöne Zeit meines priesterlichen Wirkens, da ich mit meinen schwachen Kräften mitwirken durfte am Aufbau des Gottesreiches. (...) Gern hätte ich noch weiter gearbeitet unter Ihrer Leitung, doch unseren menschlichen Wünschen sind Grenzen gesetzt. Gottes Wille ist ja für uns oberstes Gesetz. Ganz mit ihm sich eins wissen, ist letzte und tiefste Befriedigung. In der Gesinnung völliger Hingabe an Ihn lege ich mein kurzes Leben in seine Hände zurück. „Leben ist mir Christus, Sterben Gewinn“! (...)
Darf ich Sie bitten, meinen lieben Eltern ein aufrichtiges Wort der Tröstung zu schreiben, ich glaube, sie bedürfen seiner.
An der Schwelle zur Ewigkeit grüße ich Sie im Geiste geistiger Sohnschaft in Christus. In seiner Liebe empfehle ich mich Ihrem fürbittenden Gebet.
Ihr ergebener Hermann Lange

Musik: F. Reithmeier, Wir sind nur Gast auf Erden

1940 wird Eduard Müller zum Adjunkt, also zum dritten Kaplan in Lübeck ernannt. 1911 in Neumünster geboren, wächst er in sehr armen Verhältnissen auf: Sein Vater Eduard hat seine Frau Karoline und seine sieben Kindern früh verlassen, mit Gelegenheitsarbeiten schlägt die Mutter sich durch. Eduard Müller ist in der katholischen Jugendbewegung sehr aktiv; nach Abschluss der Volksschule erlernt er das Tischlerhandwerk, aber sein Traum ist es, Priester zu werden. Seine frühere Lehrerin und der Kaplan seiner Gemeinde fördern ihn: Sie geben ihm Unterricht, besorgen Geldgeber für seine Schulbildung und dann auch für das Theologiestudium.

In der Lübecker Herz-Jesu-Gemeinde betreut Eduard Müller den Jungenkreis ab zehn Jahren und den Gesellenkreis. Seine Ausflüge am Sonntagvormittag nach der Messe bilden eine direkte Konkurrenz zu den HJ-Aktivitäten. Denn Müllers freundliche und unautoritäre Art ist ein Gegensatz zum Führungsstil der Hitlerjugend. Beliebt ist Eduard Müller auch bei den Handwerkern und Arbeitern, denn er legt auch gerne persönlich Hand an, wenn Hilfe gebraucht wird

Diese sanftmütige Art verliert auch der gefangene Kaplan nicht. Sein Zellennachbar schreibt: „Seine stillen, sanften Augen werde ich wohl nie vergessen: Wie sie mir in der Frühe ,Guten Morgen' und abends einen Gute-Nacht-Gruß zublinzelten. Es schien mir, als ob er keiner Fliege etwas zuleide tun könne.“

Brief von Eduard Müller an seine Schwester Lisbeth vom 10. 11. 1943:

Meine liebe, liebe Lisbeth,
jetzt ist es soweit! In wenigen Stunden habe ich meinen Lebensweg vollendet. Der Herr über Leben und Tod, Christus, mein König, holt mich heim zu sich. Die letzten Zeilen von dieser Erde sollst Du haben. Was soll ich Dir noch sagen, da ich in wenigen Stunden vor seinem Richterstuhl erscheinen muss!? Vergiss mich nicht in Deinem Gebet, denn auch für alle mir einst Anvertrauten muss ich Rechenschaft ablegen. Noch einmal, zum letzten Mal, grüße ich Dich aus innerstem Priesterherzen. (...)

Nun, meine liebe Schwester Lisbeth, lebe wohl. Gleich kommt noch einmal mein Heiland unter der Brotsgestalt zu mir, und dann darf ich Ihn, so hoffe ich, von Angesicht zu Angesicht schauen. –

Als kleines Andenken von Deinem Priesterbruder habe ich Dir meinen Rosenkranz zugedacht, der während meiner etwa eineinhalbjährigen Gefangenschaft mein treuer Begleiter gewesen ist. – Nun wollen wir den schweren Gang - der menschlichen Natur nach - gehen, und dann ist es aus mit dem Leid und Schmach, mit Kämpfen und Ringen. Lisbeth, lebe wohl! Im Himmel sehen wir uns wieder.
Mein letztes Wort: „Christus, unserem König, ewige Treue!“ – Zum letzten Mal grüßt Dich in der Liebe Christi
Dein Priesterbruder Eduard

Gerade eben erhalte ich Deinen Brief vom 24. Oktober. Das ist nun der letzte. Lebe wohl in Christus.

Musik: F. Reithmeier, Näher, mein Gott, zu dir

Zusammen mit den drei Kaplänen wird der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hingerichtet. Er wird 1894 in Münster als Sohn des preußischen Oberzollsekretärs Carl und seiner Frau Helene geboren. 1917 endet der Erste Weltkrieg für den Soldaten Karl Friedrich Stellbrink mit dem Eisernen Kreuz und einer bleibenden Kriegsverwundung. Danach geht er als evangelischer Auslandspastor nach Brasilien. 1929 kehrt er zurück, nach fünf Jahren Pastorendienst in Thüringen bekommt er 1934 die Pastorenstelle an der Lübecker Lutherkirche.

Bei Kriegsbeginn ist Stellbrink offener Gegner des NS-Staates. Von den Anfangserfolgen lässt er sich nicht blenden, er ist immer auf der Suche nach unzensierten Informationen. Im katholischen Kaplan Prassek findet er einen jüngeren Gleichgesinnten. Sie fühlen sich nicht nur im Widerstand gegen die Gewaltherrschaft verbunden; ihr verschiedener konfessioneller Hintergrund gibt Stoff für viele Glaubensgespräche, auch während der Zeit im Gefängnis. Stellbrink ist und bleibt überzeugter Lutheraner, in seiner Kirche aber fühlt er sich als Außenseiter.

Eine Predigt am Palmsonntag 1942 gibt den Nazis den Anlass, Stellbrink zu beseitigen. Am Samstag vor Palmsonntag wird Lübeck Ziel eines verheerenden Bombenangriffs. Am Sonntag predigt der Geistliche: „Gott hat mit mächtiger Stimme geredet. Die Lübecker werden wieder lernen zu beten.“ Wegen der Predigt eröffnet die Landeskirche ein Amtsenthebungs-Verfahren gegen den Pastor. Wenige Tage später erscheint die Gestapo und nimmt Stellbrink in „Schutzhaft“. Den Rat eines Freundes, in den Verhören diplomatisch zu antworten, weist er entschieden ab: „Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit!“

Brief von Karl Friedrich Stellbrink an seine Frau Hildegard:

Hamburg, den 10. November 1943

Meine geliebte Hildegard!
Nun hat alles Warten ein Ende, der Weg liegt endlich wieder klar vor mir, und das Ziel ist uns Christen ja bekannt. Wie oft habe ich davon gepredigt; nun ist es bald erreicht. Da gilt mein erstes Wort dem treuen Gott, der mich so tausendfach in meinem Leben bewahrt und mit unendlich vielen Freuden erfreut hat. Wahrlich, es ist nicht schwer zu sterben und sich in Gottes Hand zu geben. (...)

Ich danke Allen für alles Gute, das ich von Ihnen empfangen habe, womit sie mein Leben bereichert haben. Ich wünsche ihnen wie allen meinen deutschen Volksgenossen, dass nach diesen schweren, dunklen Zeiten eine andere Zeit komme, da heilige Volksgemeinschaft im Inneren in Liebe zusammenlebt und Frieden nach außen habe, um Wunden zu heilen, Traurige zu trösten und das herrliche Werk des Aufbaues in langer, langer Friedenszeit zu beginnen!

Gott segne und behüte Dich, geliebte Hildegard!
Gott segne und behüte Euch, geliebte Kinder!
Gott segne und behüte unser geliebtes deutsches Volk und Vaterland!
Gott segne und behüte alle, die ihn lieben oder ihn suchen von ganzem Herzen!
In Dankbarkeit und Treue
Dein Fritz, Euer Vater

Musik: G.B. Pergolesi, Quando corpus morietur

Nach mehr als einem Jahr Haft macht der Volksgerichtshof kurzen Prozess. Mit seinem 2. Senat tritt er vom 22. bis 24. Juni 1943 im alten Lübecker Landgericht am Burgkloster zusammen.

Alle Entscheidungen sind schon ein Vierteljahr vorher in Berlin getroffen worden, Adolf Hitler hat persönlich in die Formulierung der Anklageschrift eingegriffen und die weitere Marschroute festgelegt. Der Grund dafür ist wohl, dass in diesem Verfahren zum ersten Mal die Todesstrafe für einen protestantischen Pfarrer beantragt wurde, außerdem ging es bei dem Tatbestand der Flugschriften-Verbreitung um die Predigten von Hitlers Erzfeind, den Bischof von Münster. 
Die Todesurteile werden verkündet am 23. Juni 1943.

„Im Namen des deutschen Volkes (...) Die Angeklagten haben jeder Rundfunkverbrechen, landesverräterische Feindbegünstigung und Zersetzung der Wehrkraft begangen. Wer den Staat angreift, kämpft damit unmittelbar gegen die geschlossene und einige Gemeinschaft der Deutschen. Die Angeklagten sind hartnäckige, fanatisierte und auch gänzlich unbelehrbare Hasser des nationalsozialistischen Staates. Für solche Verbrecher am Volksganzen wie die Angeklagten Prassek, Lange und Müller es sind, kann es nur die härteste Strafe geben, die das Gesetz zum Schutz des Volkes zulässt, die Todesstrafe!“

Johannes Prassek und Eduard Müller schreiben am Abend des Todesurteils beide in ihr Neues Testament: „Sit nomen Domini benedictum - der Name des Herrn sei gepriesen –, heute wurde ich zum Tode verurteilt.“

Wenige Tage nach der Gerichtsverhandlung werden die vier Verurteilten in das Zuchthaus Hamburg-Holstenglacis verlegt. Die letzten Monate verbringen sie in Einzelhaft, dürfen aber Besuche, unter anderem von Bischof Berning empfangen. Die Besucher schildern die Stimmung der Todgeweihten als gelöst, ja glücklich.

Am Mittag des 10. November 1943 erhalten die Häftlinge Nachricht, dass ihre Hinrichtung am selben Abend sein wird. Die Notiz lautete: „Heute 18 Uhr Urteilsvollstreckung: Tod durch Enthauptung“.

Die Geistlichen schreiben Abschiedsbriefe, kurz vor 18 Uhr werden die Häftlinge einer nach dem anderen gefesselt zum Schafott geführt. Im Abstand von drei Minuten sterben zuerst Eduard Müller, dann Herman Lange, dann Johannes Prassek und zuletzt Karl-Friedrich Stellbrink.

Ihr Blut ist buchstäblich ineinander geflossen.

Die Leichen von Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink wurden im Ohlsdorfer Krematorium eingeäschert. Die Urne mit dem sterblichen Überresten von Herrmann Lange befindet sich in Krypta der Herz-Jesu Kirche Lübeck, die von Pastor Stellbrink in der Lutherkiche Lübeck. Die sterblichen Überreste von Johannes Prassek und Eduard Müller sind verschwunden.

Ihre Ermordung hat diese vier Männer zu Märtyrern gemacht, zu mutigen Zeugen für den Glauben an Gott. Deshalb feiern die Christen im Norden am 25. Juni nächsten Jahres die Seligsprechung der Lübecker Märtyrer.

Ich denke, diese vier mutigen Männer aus Lübeck haben gezeigt, wozu alle Christen aufgerufen sind: Einzutreten für die Schwachen und das Unrecht beim Namen zu nennen. Und das heißt, mitzuarbeiten an einer Welt, in der alle Menschen in Würde leben können.

Musik: G. F. Händel, Ich weiß, dass mein Erlöser lebet, Der Messias

 

Info


Sprecher: Pastoralreferentin Theresia Kraienhorst
Sender: Deutschlandradio Kultur
Datum: Sonntag, 7. November 2010