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Texte im Stundengebet

am Gedenktag Sel. Johannes Prassek und Gefährten, Priester und Märtyrer

Hagiografische Notiz

Johannes Prassek (geb. 1911 in Hamburg), Hermann Lange (geb. 1912 in Leer/Ostfriesland) und Eduard Müller (geb. 1911 in Neumünster) wirkten nach ihrer Priesterweihe im Dom zu Osnabrück als Kapläne an der Lübecker Herz-Jesu-Kirche. In Lübeck kämpften sie gegen den Nationalsozialismus zusammen mit dem evangelischen Pastor Stellbrink, der mit ihnen verhaftet und hingerichtet wurde.

Trotz quälender Haft ergaben sich alle drei Priester im Gefängnis ganz dem Willen Gottes und gingen voll Glaubenszuversicht auf ihren Tod zu. Am 10. November 1943 erlitten sie durch Enthauptung nacheinander den Märtyrertod.


Commune-Texte für mehrere Märtyrer, außerhalb der Osterzeit, außer in der Lesehore:


Zweite Lesung

Aus den Schriften des Seligen Johannes Prassek und seiner Gefährten, Priester und Märtyrer 

(Brief von Kaplan Johannes Prassek an Bischof Berning, Bundesarchiv Berlin, BArch  NJ 15738, Bd. 5, in Bl. 9;  und von Vikar Hermann Lange an seine Eltern und an seinen Bruder; geschrieben im Gefängnis, am 10. November 1943, Bistumsarchiv Osnabrück, BAOS  04-62-32)

Welch wunderbare Kraft geht aus vom Glauben an Christus, der uns im Tode vorausgegangen ist 

Hochwürdigster Herr Bischof! Heute darf ich sterben. Es ist wirklich so, dass ich es als einen großen Vorzug und als großes Glück empfinde, unter diesen Umständen sterben zu dürfen. Machen Sie sich keine Sorge, ich bitte Sie darum. Ich danke Ihnen für all Ihre Liebe und Güte und Sorge, die Sie sich um mich gemacht haben. Ich kann Ihnen das hier nicht vergelten. Vom Himmel aus werde ich noch viel mehr für Sie beten, als ich es hier gekonnt habe. Ich danke Ihnen für dieses besonders, dass Sie mich zum Priester geweiht haben und dass ich einige Jahre in Ihrer Diözese arbeiten durfte. Was ich trotz besseren Willens nicht gut und womit ich Ihnen Sorge gemacht habe, deswegen bitte ich Sie herzlich um Verzeihung. Darf ich Ihnen noch einmal unsere Liebe und Verehrung versichern, so wie ich sie Ihnen am Tag der Priesterweihe versprochen habe.

In mir ist die große Freude der Hoffnung auf Gottes Güte und Erbarmen. Ich denke, dass er, der am Kreuze noch verziehen hat, auch mir gnädig sein wird. Ich sterbe mit tiefem Dank an Gott für alles, Liebes und Leides, was Er mir im Leben geschenkt hat. Ich weiß, dass alles immer nur ein Geschenk seiner Liebe war. Ich sterbe in herzlicher Liebe und tiefem Dank gegen unsere heilige Kirche, durch die ich Gotteskind und Priester werden durfte. Ich sterbe in der Liebe und Sorge um unser deutsches Vaterland. Möge Gott es segnen und schützen.

 

Liebe Eltern, lieber Paul! Wenn Ihr diesen Brief in Händen haltet, weile ich nicht mehr unter den Lebenden! Das, was nun seit vielen Monaten unsere Gedanken immer wieder beschäftigte und nicht mehr loslassen wollte, wird nun eintreten. Es tut mir äußerst leid, dass ich Paul, den ich heute ganz bestimmt erwartete, nun doch nicht mehr gesehen habe. Andererseits ist es ja wirklich schön, dass er gerade in diesen Tagen zu Hause ist - so könnt Ihr Euch doch gegenseitig trösten. Wenn Ihr mich fragt, wie mir zumute ist, kann ich Euch nur antworten: ich bin 1.) froh bewegt, 2.) voll großer Spannung! Zu 1.: für mich ist mit dem heutigen Tage alles Leid, aller Erdenjammer vorbei – und Gott wird abwischen jede Träne von ihren Augen! Welcher Trost, welch wunderbare Kraft geht doch aus vom Glauben an Christus, der uns im Tode voraufgegangen ist. An Ihn habe ich geglaubt und gerade heute glaube ich fester an Ihn und ich werde nicht zuschanden werden. Wie schon so oft möchte ich Euch auch jetzt noch einmal hinweisen auf Paulus. Schlagt doch die folgenden Stellen einmal auf: 1 Kor. 15,43 f. 55! Röm. 14,8. Ach, schaut doch hin wo immer Ihr wollt, überall begegnet uns der Jubel über die Gnade der Gotteskindschaft. Was kann einem Gotteskinde schon geschehen? Wovor sollt’ ich mich denn wohl fürchten? Im Gegenteil: „freuet euch, nochmals sage ich euch, freuet euch!“ Und 2. heute kommt die größte Stunde meines Lebens! Alles, was ich bis jetzt getan, erstrebt und gewirkt habe, es war letztlich doch alles hinbezogen auf jenes eine Ziel, dessen Band heute durchrissen wird. „Was kein Auge gesehen, was kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz gedrungen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben“ (1. Kor. 2,9.) Jetzt wird für mich der Glaube übergehen in Schauen, die Hoffnung in Besitz und für immer werde ich Anteil haben an Dem, Der die Liebe ist! Da sollte ich nicht voller Spannung sein? Wie mag alles sein? Das, worüber ich bisher predigen durfte, darf ich dann schauen! Da gibt es keine Geheimnisse und quälenden Rätsel mehr.

Noch einmal bitte ich Euch darum, geht Ihr Euren Weg in der Haltung, in der ich meinen gehe! Ruhig, stark und fest. Nicht sinnieren und grübeln, das alles führt doch letztlich nur zu Melancholie und zu Zwangsgedanken. Tragt alles hin zu Dem, in Dem alles Leid seine letzte Erfüllung findet und denkt daran, dass Maria die Königin aller Leidtragenden ist! 

Responsorium (2 Tim 4,7-8; Phil 3,8-11)

R/ Wenn wir in der Schlacht stehen und für den Glauben kämpfen, schaut Gott auf uns herab. Zuschauer sind die Engel, und auch Christus blickt auf uns herab. * Welch erhabene Herrlichkeit, welche Glückseligkeit, in der Gegenwart Gottes zu kämpfen und von Christus, dem Richter, den Siegeskranz zu empfangen!

V Wir wollen uns wappnen mit aller Kraft und uns zum Kampf rüsten mit lauterem Geist, zuversichtlichem Glauben und liebender Tugend. * Welch erhabene Herrlichkeit, welche Glückseligkeit, in der Gegenwart Gottes zu kämpfen und von Christus, dem Richter, den Siegeskranz zu empfangen!

Oration 

Gott, du hast den seligen Märtyrer Johannes Prassek und seine Gefährten mit dem Geist der Einsicht und der Stärke erfüllt und sie in einer Zeit der Verwirrung und der Gottlosigkeit entschlossen dem Bösen widerstehen lassen; lass uns ihrem Beispiel zu folgen und bis zum Tode für deine Ehre eintreten. Durch unseren Herrn Jesus Christus.

 

Info


Die Texte wurde von der Gottesdienst­kon­gre­gation am 15. Juni 2011 unter der Protokoll­nummer 225/10/L rekognosziert.