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Bad Driburg (Ostwestfalen)

mit Warstein-Belecke und Paderborn

Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. Bad Driburg

Das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e. V. Bad Driburg unterhält seit 1922 ein Studienheim („Studienheim St. Klemens“ bzw. „Clementinum“) mit angeschlossener Schule für junge Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung, die das Abitur erwerben möchten, um dann einen kirchlichen oder karitativen Beruf zu ergreifen. Bei ihrer Gründung war dies die erste Institution des Zweiten Bildungswegs im ganzen deutschen Sprachraum. Im Laufe seiner über 90-jährigen Geschichte war das Clementinum an drei Standorten ansässig: Warstein-Belecke (1922–1934), Bad Driburg (1928–1997) und Paderborn (seit 1998). Die beiden alten Standorte sind direkt mit dem Lebensweg Eduard Müllers verknüpft.

 

Ehem. Clementinum Warstein-Belecke (1922–1934)

Kreuzkapelle
Külbe 40
59581 Warstein-Belecke

Eduard Müller wurde 19-jährig am 7. Januar 1931 in das Klemensheim in Belecke aufgenommen, das dort in einer ehemaligen Gastwirtschaft sehr behelfsmäßig untergebracht war und jeweils die Schüler des ersten Studienjahres beherbergte. Es existieren aus dieser Zeit einige wenige Gruppenfotos, auf denen Müller Gitarre spielend im Kreis seiner Mitschüler zu erkennen ist, bei Ausflügen im Sauerland, beim Sportunterricht im Freien. Zum Schuljahresbeginn Ostern 1932 zog Müller – wie alle Schüler des zweiten Studienjahres – nach Bad Driburg in den dortigen Neubau des Clementinums.

Clementinum am Standort Warstein-Belecke, rechts die erhaltene KreuzkapelleDie Einrichtung in Belecke musste auf Druck der Nationalsozialisten 1934 geschlossen werden. Das Gebäude wurde beim Ausbau der Kreuzung B 55 / B 516 in den 80er Jahren abgerissen. Die unmittelbar daneben liegende Kreuzkapelle von 1786, die damals Hauskapelle der Schüler war, steht noch unverändert. Die Pfarrgemeinde Warstein-Belecke hat vor der Kapelle im September 2011, am Fest Kreuzerhöhung, einen „Stolperstein“ zum Gedenken an Eduard Müller gesetzt und gesegnet. Zeitgleich zeigte das Stadtmuseum in der Schatzkammer der Propstei die Ausstellung „Wo seine Zeugen sterben – Klementiner Eduard Müller, Blut-Zeuge des Nationalsozialismus“.

 

Ehem. Clementinum Bad Driburg (1928–1997)

Förderverein St. Klemens e. V. (Altklementiner)
Nordfeldmark 4, 33014 Bad Driburg
info@clementinum.de
www.clementinum.de

Clementinum am Standort DriburgZu Beginn seines zweiten Schuljahres Ostern 1932 konnte Eduard Müller in den großzügigen Neubau des Clementinums in Bad Driburg umziehen. Im selben Jahr wurde auf dem Gelände am Waldrand eine Marienkapelle errichtet, ein schlichter Holzbau von rund 10 Quadratmetern. Als gelernter Schreiner hat Müller dabei vermutlich mitgeholfen. Mit Sicherheit hat er die Schutzmantelmadonna gekannt, die in jener Zeit in die Kapelle kam und dort noch heute auf dem Altar steht, d. h. in der Kapelle aus Bruchstein, welche 1952 den früheren Holzbau ersetzte. Vor schwierigen Klassenarbeiten und in persönlichen Krisen wird Müller an diesem Ort – wie alle Klementiner – inständig gebetet haben.

Schon am 22. März 1935 legte Müller, der ein Schuljahr übersprungen hatte, mit 25 Mitklementinern am Münsteraner Gymnasium Paulinum als externer Prüfling die Abiturprüfung ab, Gesamtnote gut. Das Clementinum durfte die Reifeprüfung zu dieser Zeit noch nicht eigenständig durchführen. Das kommunale Melderegister dokumentiert für Müller einen Wohnsitzwechsel von Driburg nach Münster am 30. März 1935. In Münster nahm Müller im April sein Theologiestudium auf.

Weihbischof Berenbrinker (Altklementiner) und Bürgermeister Deppe bei der Aufstellung des Straßenschildes in Bad DriburgDas Gebäude, in dem Müller in Driburg lebte und studierte, ist bis heute weitgehend unverändert erhalten und nach einer Grundsanierung durch den Eigentümer, das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk e.V., 2004 an die Kolping-Bildungszentren-Ostwestfalen gGmbh vermietet worden, die dort von 2004 bis 2014 das „Jugendwohnheim St. Klemens“ zur Eingliederung von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt betrieb. Seit Oktober 2014 führen die Kolping-Bildungszentren im Gebäudekomplex ein Flüchtlingsaufnahmelager, und zwar im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg, die für das Land NRW die Unterbringung von Asylbewerbern organisiert.

Das Andenken an Eduard Müller wurde in Bad Driburg stets gepflegt. Jahrzehntelang hieß ein Gruppenraum „Eduard-Müller-Raum“. In den frühen 80er Jahren wurde eine Ausstellung zu Eduard Müller und den Lübecker Märtyrern ausgerichtet. Auf Initiative der Altklementiner ehrte die Stadt Bad Driburg 2009 ihren ehemaligen Bürger Eduard Müller durch Umbenennung der Straße, die zum Clementinum führt, in „Eduard-Müller-Weg“.

Stellv. Bürgermeisterin von Bad Driburg Christa Heinemann, Weihbischof Hubert Berenbrinker (Altklementiner), Domvikar Dr. Rainer Hohmann (Geschäftsführer Clemens-Hofbauer-Hilfswerk)Am 12. September 2014 wurde neben der vielbesuchten Marienkapelle auf dem hauseigenen Waldfriedhof, wo der Gründer des Clementinums sowie einige Lehrer und Ordensschwestern begraben liegen, ein Gedenkstein für Eduard Müller eingesegnet. Der 1,30 m hohe Stein in Form eines Kreuzes zeigt auf seiner Vorderseite das Bild des guten Hirten und die Lebensdaten von Müller. Auf der Rückseite findet sich ein Gebet, das Müller nach Verkündigung seines Todesurteils notiert hat: „Herr, hier sind meine Hände. Lege darauf, was du willst. nimm hinweg, was du willst. Führe mich, wohin du willst. In allem geschehe dein Wille.“

 

Clementinum Paderborn (seit 1998)

Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V.
Studienheim St. Klemens / Clementinum Paderborn
Husener Straße 43, 33098 Paderborn
clementinum@erzbistum-paderborn.de
www.clementinum.de

Seit 1998 befindet sich das Clementinum in Paderborn, zunächst für 14 Jahre in einem Flügel des Klarissenklosters, seit 2013 in einem Flügel des Pauluskollegs, wo angehende Gemeindereferenten aus ganz Norddeutschland während ihres Studiums der Religionspädagogik wohnen. Die Hausgemeinschaft pflegt das Gedenken und reiste auch zur Seligsprechung nach Lübeck.