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Johannes Prassek

Lebenslauf in Stichworten

1911

  • 13. August 1911: Johannes Prassek wird im Hamburger Grindelhof 69 geboren. Das Grindelviertel ist damals Zentrum des jüdischen Lebens der Hansestadt. Prasseks evangelische Mutter Marie Hartmann ist als Dienstmädchen dort tätig, der Vater ist der Maurer Johannes Prassek aus dem Arbeiterviertel Hamburg-Barmbek. Das Kind erhält den Namen Johann Heinrich Wilhelm. Seine Mutter kehrt mit ihm in ihre Heimatstadt Hagenow in Mecklenburg zurück.

1912

  • 25. Februar 1912: Johannes Prassek wird in der Hagenower Stadtkirche evangelisch-lutherisch getauft.
  • 19. Juni 1912: Die Eltern heiraten und ziehen in Hamburg-Barmbek zusammen, Gerstenkamp 8.
  • 13. September 1912: Johannes Prassek empfängt in der katholischen Pfarrkirche St. Sophien in Barmbek die katholische Taufe, und zwar als sogenannte Konditionaltaufe für den Fall, dass die evangelische Taufe ungültig sein sollte. Eine doppelte Taufe soll so vermieden werden.

1917

  • 22. Februar 1917: Im „Steckrübenwinter“ brechen in Hamburg-Barmbek aufgrund des Hungers Unruhen aus. Brotgeschäfte werden geplündert. In St. Sophien wird eine Armenspeisung eingerichtet. Johannes Prassek ist fünf Jahre alt.

1918

  • Ostern 1918: Prassek wird in die katholische Volksschule Elsastraße, Hamburg-Barmbek, eingeschult, die von Elisabethschwestern („Graue Schwestern“) geleitet wird.

1921

  • 19. Juni 1921: Prassek empfängt in St. Sophien die Erstkommunion.

1922

  • Für Prassek beginnt die Zeit im katholischen Progymnasium am Alsterufer 3 in Hamburg.
  • Vikar Aloys Boecker versieht seinen Dienst in St. Sophien und fördert den jungen Johannes Prassek, der Messdiener wird.

1923 

  • 18. Juni 1923: Prassek wird durch den Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning in St. Ansgar in Hamburg-Neustadt („Kleine Michaeliskirche“) gefirmt.

1925

  • Aloys Boecker wird Pastor in Hamburg-Rahlstedt und Rektor im Wilmhelmstift (damals noch ein Zufluchtsheim für Frauen, später und heute noch Kinderkrankenhaus), setzt Prassek auch hier als Meßdiener ein und stellt Prassek den dortigen Herz-Jesu-Schwestern vor. 1935 wird Boecker, inzwischen Pastor in Heide, nachts von der SA verprügelt, er stirbt 1941 in Hollage.

1927

  • 1927: Prassek verläßt das Progymnasium und wechselt auf das humanistische Gymnasium Johanneum in Hamburg-Winterhude.

1931 

  • 9. Februar 1931: Prassek macht sein Abitur mit einem ausgezeichneten Zeugnis.
  • April 1931: Das Studium in katholischer Theologie beginnt Prassek an der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt/Main.
  • Oktober 1931: Prasseks Vater ist wie viele Menschen seit langem arbeitslos, die Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Seine Mutter treibt private Darlehen für ihren Sohn auf. Die mit 3000 Reichmark größte Einzelsumme gibt Anna Ostarek, eine Altonaer Geschäftsfrau und Bekannte der Familie Prassek, der Betrag entspräche heute etwa 20.000 Euro.

1933

  • Mai 1933: Prassek setzt sein Studium in Münster fort und wohnt in der Hammer Straße 87. Er tritt dem katholischen Studentenverein Unitas Ruhrania bei.

1934

  • Prasseks Kirchengeschichts-Professor wird zwangspensioniert, weil er den Hitlergruß verweigert. Bischof Graf von Galen aus Münster verwirft im kirchlichen Amtsblatt das Neuheidentum der Nationalsozialisten.

1935 

  • Sommer 1935: Umzug ins Priesterseminar nach Osnabrück.
  • August 1935: Die Mutter Prasseks stirbt an Krebs im katholischen Marienkrankenhaus in Hamburg. Dort starb ein Jahr zuvor auch Prasseks ältere Schwester Emma an Tuberkolose.

1937

  • 13. März 1937: Priesterweihe im Dom zu Osnabrück durch Bischof Wilhelm Berning.
  • 1937: Die Primiz, die erste Heilige Messe als Neupriester, feiert Johannes Prassek in Osnabrück-Haste. Dort hatte ein guter Freund sein Elternhaus, dort wurde gefeiert.
  • 4. April 1937: Heimatprimiz in Hamburg-Volksdorf, Heilig Kreuz. Die Herz-Jesu-Schwestern schenken ihm ein Messgewand. Die Kirche wurde 1965 durch einen Neubau ersetzt.
  • 23. März 1937: Erster Einsatz zur Aushilfe im mecklenburgischen Wittenburg, er erteilt Religionsunterricht und feiert Gottesdienste. Er hinterlässt einen tiefen Eindruck in der Gemeinde, wird zudem von der Gestapo beobachtet. Der Bau der Reichautobahn spült Saisonarbeiter in die mecklenburgische Diaspora, Prassek leistet Seelsorge und bemüht sich um eine Verständigung in ihrer Muttersprache.

1939

  • 25. März 1939: Prassek tritt in Lübeck seine Stelle als Adjunkt an Herz Jesu an, später wird er Erster Kaplan. Aufgaben bekommt er in der Frauen- und Soldatenseelsorge. Er gibt wieder Religionsunterricht, vor allem am Gymnasium, und trifft sich mit den Schülern im Pfarrhaus zu Gesprächsabenden. Als charismatischer Prediger und einfühlsamer Seelsorger ist er sehr beliebt. Für die polnischen Zwangsarbeiter organisiert er Lebensmittelkarten und Kleidung und steht ihnen seelsorgerlich bei. Schon im Priesterseminar hatte er Polnisch gelernt.

1942

  • 15. Mai 1942: Das Luftschutz-Ehrenabzeichen Stufe II erhält Prassek für seine tatkräftige Hilfe nach einem Luftangriff im März 1942.

 

Text: Sebastian Fiebig

 

Johannes Prassek

Anekdotisches


Johannes Prassek war sehr groß, er maß 1,94 Meter. Ironisch wurde er von seinen Freunden „Knirps“ genannt.

Kaplan Prassek erheiterte nach der Religionsstunde die Primaner damit, dass er sich einen Damengut aufsetzte und den Komiker Theo Lingen imitierte.