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Rückblick 81. Jahrestag der Hinrichtung

Seit der Ermordung der vier Geistlichen am 10. November 1943 gedenken und erinnern Menschen an das Leben, das Zeugnis und das Sterben der Lübecker Märtyrer. Immer im November ist die Zeit des Erinnerns.

Am 03. November fanden sich fast 40 Personen am Burgkloster ein, um den Spuren der Ermordeten in der Lübecker Altstadt zu folgen. Jochen Proske, Leiter der Gedenkstätte Lübecker Märtyrer, erklärte an Stationen auf dem ehemaligen Gefängnishof, in den verbliebenen Gefängniszellen [Foto: J. Proske] und dem Gerichtssaal im Burgkloster, im Schatten der Marienkirche und auf der Parade, das Geschehen und die Hintergründe des Widerstandes der katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink.

Am 09. November fand die sehr eindrückliche Uraufführung der Märtyrerkantate „Wo es keine Trauer mehr gibt“ in der Propsteikirche Herz Jesu statt. Der Lübecker Komponist Michael Töpel hat im Auftrag der katholischen Pfarrei Zu den Lübecker Märtyrern und der evangelischen Luther-Melanchthon-Gemeinde diese Kantate für Sopran, Streichquartett und Klavier nach Texten der vier Lübecker Märtyrer, nach Choralversen und aus den Spätschriften des Alten Testaments geschaffen.

Der Jahrestag der Hinrichtung begann um 11:00 Uhr mit einem Kantaten-Gottesdienst in der Lutherkirche. Dabei erlebte die Auftragskomposition "Wo es keine Trauer mehr gibt" ihre zweite Uraufführung [Foto: C. Rathmer | Gedenkstätte Lutherkirche]].

[Foto: C. Rathmer]Um 17:00 Uhr folgte dann eine Andacht mit Kranzniederlegung am zentralen Mahnmal der Hansestadt Lübeck für die Opfer des Nationalsozialismus. Der Lübecker Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf [Foto: M. Heinen | Neue Kirchenzeitung] appellierte in seinem Grußwort an die Verantwortung jedes Einzelnen. Die Lübecker Märtyrer seien Vorbild und Beispiel. Karl Friedrich Stellbrink, Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller hätten sich der Verantwortung gestellt. Wegschauen sei für die keine Option gewesen, stattdessen seien sie aktiv geworden.

Um 18:00 Uhr schloss der Gedenktag mit der Heiligen Messe zur Todesstunde in der Propsteikirche Herz Jesu. In seiner Predigt beklagt Erzbischof Heße [Foto: M. Heinen | Neue Kirchenzeitung] die Herzlosigkeit, die in der Welt um sich greift. Im Angesicht der jüngsten Enzyklika des Papstes greift er Aussagen der Märtyrer zur Herz-Jesu-Spiritualität auf. Karl Friedrich Stellbrink schreibt in einem Brief: "Die Herzlichkeit unter uns ist das Abbild der göttlichen Liebe" - Gottesliebe und Nächstenliebe sind so zwei Seiten derselben Medaille. Johannes Prassek geht noch weiter, für ihn ist "das Herz Jesu die Kraftquelle, um unser Leiden in Liebe zu verwandeln".

Am 16. November endete das Gedenk-Programm mit einer Veranstaltung im Burgkloster. Kooperationspartner waren das Theater Lübeck und das Europäisches Hansemuseum Lübeck [Foto: C. Proske]. Hier, an dem Ort, an dem die vier Lübecker Märtyrer im Sommer 1943 vom nationalsozialistische Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feindsendern“ zum Tode verurteilt wurden, spielte Khristian Artamonov, Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Lübeck, Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 2 d-Moll, deren letzter Satz, die Chaconne d-Moll, die eine besondere Rolle in einer in Auschwitz spielenden Szene von Weinbergs Oper „Die Passagierin“ spielt.

Zwischen den musikalischen Sätzen stellte Jochen Proske die Lübecker Märtyrer, ihr Leben, Handeln und Sterben vor, Heiner Kock las aus Zeugnissen und Briefen der vier Männer.